Weser-Kurier

Am 16.10.2021 berichtete Michael Schön im Bremer Weser-Kurier
über den Wettbewerb für ein Begegnungszentrum in Osterholz-Scharmbeck.

WeserKurier 16.10.2021

16.10.2021

So soll der Kirchenplatz mit dem neuen Kirchenzentrum in Osterholz-Scharmbeck aussehen.

Osterholz-Scharmbeck. Er fügt sich prima ein in den vorhandenen Bestand, weckt Neugierde, ist unaufdringlich und einladend und nimmt den Zeitgeist auf, um zugleich zeitlos zu sein. Mit diesen hier zitierten Attributen wurde der Siegerentwurf im sogenannten hochbaulichen Wettbewerb für das Begegnungszentrum belegt, dessen Ergebnisse jetzt in einer gemeinsamen Präsentation von Stadt und Kreis in den höchsten Tönen gelobt wurden. Ausgehend von der Arbeit, mit der Katja Pahl und Thomas Völlmar, Architekten aus Hamburg, die neunköpfige Jury überzeugt haben, verspricht sich Superintendentin Jutta Rühlemann von der an höchst prominenter innerstädtischer Stelle, vis-à-vis der Kirche, geplanten Immobilie „Aufenthaltsqualität und Entwicklungsfähigkeit“. Bürgermeister Torsten Rohde erhofft sich von dem preisgekrönten Entwurf eine Sogwirkung. „Wenn sich gezeigt hat, dass hier eine interessante Entwicklung stattfindet, bekommt das eine Leuchtturmwirkung für weitere Projekte, die wir im Rahmen unserer Stadtsanierung voranbringen wollen.“
Bürgerinnen und Bürger sowie andere Interessierte können sich von den Wettbewerbsbeiträgen selbst ein Bild machen. Die Arbeiten werden vom 1. November an mindestens für zwei Wochen im Foyer des Rathauses ausgestellt. Rohde will auf diese Weise die „Stadtgesellschaft möglichst früh in den gesamten Prozess einbinden“. Die entsprechende städtische Webseite ist bereits jetzt freigeschaltet. Alle wichtigen Informationen zum Thema gibt es unter https://www.osterholz-scharmbeck.de/wirtschaft-bauen/sanierungsgebiet-innenstadt/aktuelles/.
„Gut durchdachte Grundrisse“
Die Wettbewerbsteilnehmer sahen sich durch ein höchst komplexes Anforderungsprofil herausgefordert. Der Gewinnerentwurf, so das Fazit der Jury, habe vor allem mit sehr gut durchdachten Grundrissen die besten Antworten darauf geliefert. Katja Pahl und Thomas Völlmar haben das zur Verfügung stehende Baufeld fast gänzlich ausgenutzt und 2600 Quadratmeter unter das imposante Satteldach gebracht. Trotzdem wirkt der von traufständigen Gebäudeteilen sowie Vor- und Rücksprüngen geprägte Entwurf keineswegs „klotzig“, sondern korrespondiert durch die Kleinteiligkeit seiner Gliederung in Harmonie mit seinem Umfeld, nimmt sogar viele architektonische Elemente aus dem Kirchenschiff mit auf. Die Platzierung des Offenen Treffs an der Ecke zur Kirchenstraße und die Anordnung des großen Saals zum neuen Kirchenplatz, aber auch zur rückwärtigen Teichanlage, der „Raum der Stille“ und die hellen Erschließungsbereiche machten auf die Experten einen besonders tiefen Eindruck. Das Gremium war generationsübergreifend besetzt. Auch die Denkmalpflege war vertreten.
Bei der Vorstellung der Wettbewerbsbeiträge war viel von Nachhaltigkeit die Rede. Rohde und der für die Stadtplanung zuständige Dezernent Manuel Reichel betonten, dass das aufwendige Bauprojekt – schon 2019 wurde mit Kosten von fünf bis sechs Millionen Euro gerechnet – nach seiner Fertigstellung die Innenstadt für „längere Zeit“ prägen werde. Außerdem soll für den Bau der Rat eines Energieeffizienzberaters hinzugezogen werden. Er kann nicht zuletzt für das Einwerben von Fördergeldern gute Dienste leisten.
Das Nachhaltigkeitsziel wird man aber mit der Namensgebung „Begegnungszentrum“ möglicherweise verfehlen. Jutta Rühlemann ist mit diesem „Arbeitstitel“ nicht glücklich. Das geplante Gebäude habe auch schon „Mittendrin“, „Kirchenzentrum“ und – wegen mehrerer geplanter Küchen – sogar schon „Küchenzentrum“ geheißen. Möglicherweise wird also noch ein weiterer Wettbewerb für das Begegnungszentrum ausgelobt, das dann im Ergebnis nicht mehr so heißen wird. Vorschläge sind willkommen. Rohde und Reichel machten darauf aufmerksam, dass keineswegs eine automatische 1:1-Umsetzung des Entwurfs zu erwarten ist. Er muss erst die notwendigen Verfahren passieren. Die Politik wird eine Änderung des an dieser Stelle tangierten Bebauungsplanes beschließen müssen.
Eine erste Präsentation der Wettbewerbsbeiträge im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung erfolgt in der Sitzung am 30. November (ab 16 Uhr im Ratssaal). Reichel sprach von noch notwendigem Feinschliff, Rohde gar von einer Vorlage, „an der man sich reiben kann“.

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ZUR SACHE
Baubeginn für 2023 geplant
Der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck beabsichtigt, im Nahbereich der St.-Willehadi-Kirche ein Begegnungszentrum zu errichten. Dort sollen die verschiedenen kirchlichen Angebote des Kirchenkreises gebündelt und gut sichtbar in der Innenstadt integriert werden. Neben den kirchlichen Einrichtungen zieht auch von der Stadt organisierte Seniorenarbeit ins neue Haus ein, das bei der Neuordnung des städtebaulichen Umfeldes rund um die Willehadi-Kirche eine ganz zentrale Rolle spielt. So lieferte ein zuvor vom Rathaus ausgelobter städtebaulicher Realisierungswettbewerb die Projektionsfläche für den besten Entwurf zur Begegnungsstätte, den die Kirche gesucht hatte. Neben den Arbeiten der Sieger, Pahl und Vollmar aus Hamburg, wurden auch die Entwürfe des Büros Hilmes und Lamprecht (Bremen) sowie Kunst und Herbert (ebenfalls Hamburg) prämiert. Die Kirche hofft, im Laufe des Jahres 2023 mit dem Bau beginnen zu können, der voraussichtlich 18 Monate dauern wird.

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